US-Zollpolitik: Unternehmen spüren schon jetzt Nervosität der Geldgeber
Erste Anfragen von Banken und Investoren zu möglichen Folgen der US-Zollpolitik erreichen deutsche Treasury-Abteilungen. Die Nervosität ist allgegenwärtig. Schon jetzt ist sicher: Es wird für Unternehmen teurer.
Die Zollpolitik des US-Präsidenten Donald Trump beunruhigt weltweit die Märkte. Das zeigt sich auch an den erheblichen Kursschwankungen an den Aktien- und Anleihemärkten. Die Volatilität ist enorm. Das ruft die Geldgeber deutscher Unternehmen auf den Plan. Erste Banken und Investoren haben sich bereits bei Treasurern gemeldet und gefragt, wie das Management und die Treasurer die sekundären Auswirkungen der Zölle in der Zukunft bewerten. Im Blick sind Rohstoffe, Währungen, Preise und die Lieferketten.
Noch ist nicht klar, wie sich das alles entwickeln wird. Dafür ist es noch zu früh. Und vielleicht wird es auch ein langes „Hinterherrennen“ eher erratischer Entwicklungen. Aber eines ist schon jetzt ziemlich sicher: Angesichts des eskalierenden Zollstreits zwischen den USA und China werden sich die Lieferketten verschieben. Und das wird teuer – sowohl für die Unternehmen als auch die Verbraucher. „Die höheren Zölle könnten auch zu einem Rückgang ausländischer Direktinvestitionen führen“, ist im Frühjahrsgutachten der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute zu lesen. Die Institute erwarten eigenen Angaben zufolge für die Weltproduktion Zuwachsraten von 2,4 Prozent in den kommenden Jahren, was deutlich unter den Werten der letzten Jahre liege. Der Welthandel werde voraussichtlich nur um 2,1 Prozent bzw. 1,6 Prozent wachsen, was weniger ist als zuvor erwartet. „Die Risiken für diese Prognose sind hoch, da die Auswirkungen der US-Zollpolitik schwer abzuschätzen sind“, heißt es im Frühjahrsgutachten weiter. Manch ein Unternehmen wird nun darüber nachdenken, doch lokal für den lokalen Markt zu produzieren.
Schätzungen sollten mit Vorsicht behandelt werden
Die Zölle werden zudem wohl das Wachstum verringern. „Die EZB schätzt, dass ein Zoll von 25 Prozent auf EU-Importe, mit Vergeltungsmaßnahmen, das Wachstum der Eurozone in einem Jahr um 0,5 Prozentpunkte senken und die Inflation um 0,5 Prozentpunkte erhöhen würde“, ist in einem Papier von HSBC Global Research zu lesen, das Anfang April erschienen ist. Die Bank rechnet damit, dass ein pauschaler US-Zoll von 10 Prozent auf EU-Waren das Wachstum in der Eurozone um 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte verringern könnte. Aber all diese Schätzungen sollten mit Vorsicht behandelt werden, betont das Research-Team der HSBC.
Das schwächere Wachstum und die allgegenwärtige Unsicherheit und Nervosität wird sich auch auf die Inflation auswirken. Wirtschaftsexpertinnen und -experten aus aller Welt erwarten einen leichten Anstieg der Inflationsraten in den kommenden Jahren, geht aus dem Economic Experts Survey, einer vierteljährlichen Expertenumfrage des ifo Instituts, hervor. Demnach wird die Inflationsrate im Jahr 2025 weltweit 4,0 Prozent erreichen, 2026 dann 3,9 Prozent und 2028 3,8 Prozent. In Deutschland werden für dieses Jahr 2,4 Prozent erwartet, in Österreich 2,9 Prozent und in der Schweiz 0,9 Prozent. „Die Inflationserwartungen sind im Vergleich zum vorangegangenen Quartal leicht angestiegen“, sagte ifo-Forscher Niklas Potrafke. „Die Zollpolitik Amerikas treibt in vielen Ländern die Inflationserwartungen. In Deutschland werden sie auch durch die neuen Staatsschulden beeinflusst.“
Es bleibt mit Sicherheit noch eine Zeit spannend, was für Nachrichten von der anderen Seite des Atlantiks beim Aufstehen die Finanz- und Gütermärkte bewegt und damit auch den Treasurer beschäftigt.