Qualität der Nachhaltigkeitsberichte noch sehr unterschiedlich

Ab 2025 werden die Berichtsanforderungen der CSRD für alle bilanzrechtlich großen Unternehmen verpflichtend. Eine aktuelle Studie zeigt jedoch, dass die Qualität der Nachhaltigkeitsberichte bislang noch stark schwankt.

 

Die Berichtspflichten im Zusammenhang mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sind ab Januar 2025 für alle bilanzrechtlich großen Unternehmen obligatorisch. Für manch ein Unternehmen ist es bis dahin aber noch ein weiter Weg, wie eine aktuelle Studie offenbart. Denn über die Indizes Dax, MDax und SDax hinweg zeigt sich eine große Bandbreite bei der Qualität der Nachhaltigkeitsberichte. Das ist das Ergebnis der vierten Auflage des Global ESG Monitors (GEM).

Die Forschungsinitiative hat das Nachhaltigkeitsreporting von insgesamt 194 Unternehmen aus den drei Indizes sowie einer internationalen Stichprobe analysiert. Dabei wurden die Berichte anhand von bis zu 5.000 Variablen im Rahmen einer Dreifachauswertung bewertet. In diesem Jahr wurden laut GEM die Vorgaben der ESRS und IFRS (Status quo) erstmals integriert.

In der gesamten 2024er Stichprobe erreichte der Spitzenreiter einen Score von 79 von 100 möglichen Punkten, während der Last-in-Class lediglich 13 Punkte verzeichnen konnte. Der durchschnittliche Score der Unternehmen erreichte 45 Punkte.

 

Nachholbedarf bei doppelter Wesentlichkeitsanalyse

„Insgesamt sind noch große „weiße Flecken“ in der Nachhaltigkeitsberichterstattung der untersuchten Unternehmen festzustellen“, heißt es seitens der Forschungsinitiative. Inzwischen gäben zwar fast alle Unternehmen (96 Prozent) an, eine Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt zu haben. Allerdings habe nur knapp über die Hälfte (59 Prozent) der Unternehmen bisher eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse vorgenommen. Vor allem mit der sogenannten „Financial Materiality“-Perspektive tun sich die Unternehmen demnach noch schwer. Dies weist laut den Studienautoren auf einen erheblichen Nachholbedarf bei der umfassenden Betrachtung finanzieller und nichtfinanzieller Risiken sowie Chancen hin.

Auffällig sei zudem auch die oft noch mangelnde Kontextualisierung der Daten, erläuterten die Autoren weiter. Berichte präsentierten zum Teil isolierte Zahlen und Maßnahmen, ohne diese in den strategischen, unternehmerischen oder gesellschaftlichen Kontext einzuordnen.

„Immer wieder wurden wir mit Fragen konfrontiert, ob sich von der Indexzugehörigkeit, Anzahl der Mitarbeitenden oder dem Umsatz Rückschlüsse auf die Qualität im Nachhaltigkeitsreporting ziehen lassen“, sagte Ariane Hofstetter, Vorständin der cometis AG sowie Mitbegründerin des GEM. „Unsere Studie zeigt, dass dies nur sehr begrenzt der Fall ist. Top-Scorer zeichnen vielmehr aus, dass sie in allen Bereichen vergleichbarer, nachvollziehbarer und klarer kommunizieren und dem Leser auch Kontext zum Verständnis ihrer Informationen bieten.“

 

Über den Global ESG Monitor

Der Global ESG Monitor (GEM) ist eigenen Angaben zufolge ein unabhängiger Think Tank, der sich der Analyse und dem Vergleich der Qualität von Nachhaltigkeitsberichten widmet. Seit seiner Gründung im Jahr 2020 hat der GEM über 1.300 Berichte von mehr als 500 Unternehmen weltweit untersucht. Die Operationalisierung der Qualität (Transparenz & Kontext) basiert auf der Methodik des GEM ASSAYTM, die die Prinzipien und Kriterien der European Sustainability Reporting Standards (ESRS), der Global Reporting Initiative (GRI), der IFRS (IFRS S1 und S2), der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD), des United Nations Global Compact (UNGC) und des deutschen Lieferkettennachhaltigkeitsgesetzes (LkSG) integriert. Interessierte Unternehmen können auf detaillierte, individuelle Analysen zurückgreifen, um ihre eigene Nachhaltigkeitsberichterstattung zu verbessern.